“Ihr macht Camping in Paris? Das kann nicht euer Ernst sein!” so, oder so ähnlich fielen die Antworten aus, als wir auf die Frage, wo wir unseren nächsten Campingurlaub verbringen werden, mit “Paris!” antworteten. Zugegeben, zuerst konnten wir es uns auch noch nicht so recht vorstellen, unseren Caravan nach Paris (und vor allem durch Paris) zu ziehen, aber nachdem wir von einem befreundeten Paar (Huhu Corinna!) gehört haben, wie unkompliziert und angenehm der Campingtrip nach Paris war, stand für uns fest, dass wir das Abenteuer auch wagen.

Inhaltsverzeichnis
Vor der Reise
Da wir möglichst zentral campen wollten, kam für uns nur der Citykamp Camping Paris im wunderschönen Bois de Boulogne, direkt an einem Seine-Arm gelegen, in Frage. Die Buchung ist unbedingt zu empfehlen, denn der Platz war, so sagte uns das Schild bei unserer Ankunft “Complet”, zu deutsch: voll. Bei Citykamp, den stadtnahen Campingplätzen von Huttopia, kannst du auf verschiedene Arten deinen Stellplatz buchen, unkompliziert im Internet oder (zwingend, wenn du eine Huttopia-Card hast) telefonisch. Wir haben telefonisch gebucht, was ebenso schnell ging wie im Internet. Bei der Buchung musst du die Länge deines Wohnwagens angeben, wir geben bei dieser Frage immer die Länge inklusive Deichsel an, sicher ist sicher.
Die Preise würde man andernorts als moderat bezeichnen, für Paris sind sie ein Schnäppchen. Da man am Abreisetag nur bis 11 Uhr auf dem Platz bleiben darf, wir den halben Tag aber noch in Paris verbringen wollten, haben wir einfach eine weitere Nacht hinzugebucht und konnten so erst am späten Nachmittag abreisen.
Zwei Dinge solltest du rechtzeitig vor deiner Abreise tun
Die Crit’Air-Plakette bestellen
Zwingend ist die Beantragung der Crit’Air-Plakette, mit der du auch an luftkritischen Tagen in Paris fahren darfst. Diese bestellst du am besten direkt auf der französischen Seite, das ist die mit 4,61 € (inklusiv Porto) günstigste und schnellste Variante. Dazu brauchst du lediglich deinen Fahrzeugschein und gibst im Internet alle erforderlichen Daten ein. Umfassende Infos Crit’Air-Plakette haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.
Dann kommt einige Tage bis Wochen später per Post deine Crit’Air-Plakette direkt zu dir nach Hause und du musst sie nur noch rechts unten an deiner Fahrzeug-Windschutzscheibe anbringen. Solltest du spät dran sein mit der Bestellung, keine Panik, auch die Bestellbestätigung reicht im Zweifel aus, wenn deine Plakette dich nicht rechtzeitig erreicht. Nimm sie einfach ausgedruckt im Handschuhfach mit.
Deinen Bip&Go-Transponder bestellen
Um die Mautstellen schneller und leichter passieren zu können, kannst du einen Transponder für die sogenannte Télépéage bestellen. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, denn du kannst an den Mautstellen durch die dafür vorgesehenen Portale, ohne anzuhalten (aber natürlich mit auf 30 km/h gedrosselter Geschwindigkeit), fahren. Das erspart, je nach Gesamtstrecke und Verkehrsaufkommen, Minuten bis Stunden Zeit, die du sonst in den Schlangen vor den Kreditkarten- oder Barzahlungsportalen verbracht hättest. Wie Bip&Go funktioniert und was es kostet, haben wir in unserem Artikel Elektronische Maut in Europa zusammengefasst.
Die Anfahrt
Für deine Anreise durch Frankreich ist es sinnvoll, unseren Artikel Verkehrsregeln Frankreich durchzulesen. Falls du mit dem Wohnmobil anreist, ist der Artikel über den Angles-Morts-Aufkleber fürs Wohnmobil interessant.
Im Vorfeld haben wir uns wirklich (zu) viele Gedanken gemacht, wie es mit unserem Gespann in Paris laufen oder besser fahren wird. Doch keine Angst, die Straßen sind größtenteils breit und übersichtlich, das Einfädeln und Abbiegen funktioniert wirklich gut.
Einzig im Bois de Boulogne solltest du die Augen offen halten, und nach der Beschilderung zum Campingplatz Ausschau halten, da wollte das Navi uns etwas an der Nase herumführen. Der Campingplatz kennt einfach den besseren Weg für Gespanne 😉
Der Campingplatz City Kamp Camping Paris
Vor der Schranke
Bist du den Schildern zum Camping gefolgt, stehst du bald schon vor der Schranke des Campingplatzes. Viel Platz zum Warten, vor allem mit Gespann, gibt es nicht. Zu unserer Reisezeit wurde gerade einiges auf dem Platz umgebaut, u.a. auch das Restaurant, direkt rechts vom Eingang. Dennoch konnten wir unser Gespann vor der Schranke abstellen, sodass Gäste mit Code noch an uns vorbei zur Schranke durchfahren konnten. Mit Gegenverkehr muss man auch nicht rechnen, die Ausfahrt führt durch eine andere Schranke. Sehr angenehm.
An der Rezeption
Direkt an der Schranke befindet sich linker Hand die Rezeption. Sie ist durch eine Rampe und automatische Schiebetüren auch mit dem Rollstuhl oder Kinderwagen gut erreichbar.
Die Rezeption ist nicht nur Anlaufstelle beim Ein- und Auschecken, sie bietet auch einen kleinen Shop mit Dingen des täglichen Bedarfs, gibt die Tickets für den platzeigenen Shuttlebus zur nächstgelegenen Metrostation Porte Maillot, der dich im zwanzig-Minuten-Takt am Campingplatz-Tor erwartet, aus, hält Infomaterial für Unternehmungen bereit und sie bietet auch einen Bäckereiservice an.
Da wir nach vier Jahren Schulfranzösisch immer noch völlige Nieten in Bezug auf die französische Sprache sind, waren wir sehr froh, dass auf dem Campingplatz auch Englisch gesprochen wird. Très bien!
Auf dem Campingplatz
Verlief das Einchecken problemlos und zügig, dauerte es etwas bis wir unsere Parzelle fanden, denn die Karte des Platzes hätte etwas “wirklichkeitsnaher” gestaltet sein können. Aber auch auf dem Platz gilt größtenteils Einbahnstraßenverkehr, sodass das Rumgegurke auf der Suche nach der Parzelle nicht allzu stressig war.

Die Parzellen
Die Parzellen sind recht klein, aber völlig ausreichend für einen Stadt-Campingplatz. Der Boden besteht aus Rasen, am Rand können Bäume und Büsche stehen und zur Straße hin befindet sich ein Bordstein. Unsere Rangierhilfe brauchte ein wenig Unterstützung, aber die geben wir ja gerne 😉 Nivellierhilfen solltest du auch im Gepäck haben. Wir hatten einen Platz mit Strom und Wasser gebucht, die Stromsäule teilten wir uns mit den drei anderen angrenzenden Parzellen.

Die Waschhäuser
Die Waschhäuser sind frisch renoviert, sehr sauber und modern gestaltet, und ebenfalls barrierefrei. Was vielleicht für die eine Camperin oder den anderen Camper gewöhnungsbedürftig (aber für Frankreich durchaus üblich) ist, sind die Unisex-Waschhäuser. Die (natürlich mit Türen versehenen) Duschen und Toiletten sind nicht nach Geschlechtern getrennt und von allen nutzbar. Sehr fortschrittlich und praktisch, wenn du mit Kindern unterwegs bist und dich sonst als Vater fragst, welche Toilette du mit deiner kleinen Tochter nun benutzen sollst.

Die Duschen sind gut regelbar und angenehm vom Strahl, die Toiletten sind, auch in Frankreich nicht immer üblich, mit Toilettenbrillen ausgestattet. Im Außenbereich gibt es zahlreiche Abspülgelegenheiten fürs Geschirr und auch Becken, um Wäsche waschen zu können.
Sehr gefallen hat uns eine Tafel, auf der wir tagesaktuell ablesen konnten, wie viel Wasser pro Gast/Gästin täglich verbraucht wurde. Wir mögen Plätze, die nachhaltig konzipiert sind und die auch ihre Gäste unaufdringlich auf die Dringlichkeit, Ressourcen zu schonen, hinweisen.
Das Restaurant
Wie schon erwähnt, wurde das (mittlerweile wieder eröffnete) Restaurant am Eingang gerade umgebaut, sodass wir dazu leider nichts sagen können. Wir sahen aber einen Foodtruck an der Ausfahrt stehen, sodass auch in der Bauphase bei Bedarf niemand verhungern musste.
Die Entsorgungsstation
Für Wohnmobilisten gibt es eine, zentral auf dem Platz gelegene, Entsorgungsstation, an der mittels Schlauch auch Frischwasser getankt werden kann. Nebenan befindet sich auch das Becken zur Entleerung und Reinigung der Kassettentoiletten. Alles etwas in die Jahre gekommen, aber nicht dreckig oder sonstwie unangenehm.
Müllentsorgung
Deinen Müll kannst du an den über den Platz verteilten Müllstationen entsorgen.
Unternehmungen
Pariser Métro
Der schon oben erwähnte Shuttlebus bringt dich im Zwanzig-Minuten-Takt zur Métrostation Porte Maillot an der die Métro-Linie 1 fährt, die dich in wenigen Minuten zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wie den Arc de Triomphe oder den Louvre, bringt. Auch abends fährt dich der Shuttlebus wieder zurück, du solltest aber daran denken, gültige Tickets von der Rezeption dabei zu haben. Nach 22 Uhr kannst du auch den Bus 244 nehmen, du musst dann an der Haltestelle “Les Moulins – Camping” aussteigen und ein Stück noch zum Platz laufen. Gerade an Wochenenden ist dieser Bus so etwas wie ein Partybus, weil zahlreiche Partypeople mit ihm zu Partys im Bois de Boulogne fahren. Très jolie!

In der Métrostation kannst du dich mit köstlichen belegten Baguettes versorgen und deine U-Bahn-Tickets am Automaten kaufen. Je nach Aufenthaltsdauer lohnt es sich, einen Zehnerpack “Carnet” zu kaufen, oder eine der zahlreichen für Paris angebotenen Rabattkarten vorab zu bestellen. Um dich dazu schlau zu machen, solltest du die Seite des Pariser Tourismusbüros studieren. Wir haben uns mit Zehnerpäckchen gut versorgt gefühlt.
Hast du dir mit einer Métro-Karte einmal Zutritt verschafft (Achtung, die Karte musst du bei Passieren der Tore wieder mitnehmen, damit du im Falle einer Kontrolle nachweisen kannst, dass du nicht ohne Fahrschein gefahren bist!), kannst du so lange fahren, bis du wieder durch eines der Tore die Métro verlässt. Zur Weiterfahrt mit Bus oder Bahn musst du eine neue Karte verwenden.
Leihfahrräder und -scooter
In Paris kannst du dir auch ein (Elektro-)Fahrrad oder einen Scooter mieten, denn die Stadt legt großen Wert darauf, umweltfreundlichen Alternativen zum PKW viel Raum zu geben. Die Leihstationen findest du an allen Ecken und Enden. Am besten lädst du dir die App eines Anbieters aufs Handy, verknüpfst deinen Account mit deiner Kreditkarte und radelst los. Besonders das Seine-Ufer ist dafür wunderbar geeignet.

Zu Fuß
Hast du genug Zeit in Paris oder auch nur genug Muße, kannst du Paris auch zu Fuß erkunden. Vielleicht hast du eine Picknickdecke und etwas zu Trinken und Essen dabei und kannst dich in einem der zahlreichen Parks ausbreiten und die Stadt und ihr besonderes Flair in Ruhe genießen.
Museen und Ausstellungen
Möchtest du eines oder mehrere der berühmten Museen der Stadt besuchen, solltest du darüber nachdenken, deinen Eintrittsslot vorab im Internet zu buchen, um Wartezeiten von zwei oder sogar mehr Stunden zu vermeiden. Bei manchen Ausstellungen solltest du dies so früh wie irgend möglich angehen, denn beliebte Ausstellungen sind oft wochen- und monatelang im Voraus ausgebucht.

Essen und Trinken
Wie in jeder Großstadt gibt es auch in Paris Spezialitäten aus allen Ländern zu genießen. Aber, auch das gehört zu jedem Touristenhotspot, es gibt auch Tourifallen, die nicht nur einen schlechten Geschmack im Mund, sondern auch ein dickes Loch im Portemonnaie hinterlassen. Es bietet sich an, wenn du nicht in speziellen Restaurants essen möchtest, in den Gegenden, die du erkunden möchtest, im Vorfeld auch zwei oder mehr Restaurantalternativen heraus zu suchen, über die du dich vorher bei einem der gängigen Bewertungsportale informierst. Möchtest du dich lieber spontan entscheiden, solltest du dich dort niederlassen, wo Menschen mit glücklichen Gesichtern sitzen. Dann hast du garantiert eines der charmanten Pariser Bistrots entdeckt, die dich mit Käse und Wein verwöhnen werden.

Fazit
Paris und Camping gehen wunderbar zusammen. Und bei den aktuellen Hotelpreisen sparst du sogar noch eine Menge Geld, das du in französische Köstlichkeiten investieren kannst.
Fotos: © Sandra Meißner